Aus dem Tagesgespräch, SRF 1, 13 Uhr, 17.10.2017
Ein Gespräch mit Andreas Borter, Leiter (1987-2017) des schweizerischen Instituts für Männer- und Geschlechterfragen.
Andreas Borter sah in seiner Beratungsarbeit viele mutlose Männer, wenn es um die Frage der inneren Freiheit ging und um die Umsetzung dieser Bedürfnisse. Er habe oft gesehen, dass Frauen inzwischen eher selbstverständlich festlegen, wie sie die Erwerbstätigkeit und die Familien- und Hausarbeit aufteilen wollen. Bei den Männer hingegen habe er immer wieder festgestellt, dass sich diese mit dieser Frage gar nicht persönlich auseinandersetzten. Oft aus der (fälschlichen) Annahme heraus, die Frau sei von Natur aus kompetenter, wenn es um die Betreuung von Kleinkindern und Babys ginge. Die Untersuchungsergebnisse aus der Genderforschung (Geschlechterforschung) können dieses Vorurteil jedoch nicht bestätigen. Im Gegenteil: es zeigen sich für alle Beteiligten grosse Gewinne in der Beziehung untereinander und zu sich selbst, die Beziehungen stehen auf breiterem Boden und Krisen können besser bewältigt werden.
Andreas Borter fordert die betroffenen Männer zu mehr Mut auf, sich den Gesprächen mit der Partnerin zu stellen und die persönlichen Wünsche bezüglich der Familien- und Hausarbeit einzubringen. In diesem Zusammenhang stellt er jedoch auch fest, dass die Schweiz in Sachen Geschlechterstudien und daraus gezogenen politischen Konsequenzen im internationalen Vergleich hinten nach hinke. Zwar hätten sich die Prioritäten hinsichtlich Karriere/Familie bei der heutigen Generation der Väter verändert: "Karriere ist das wichtigste und kommt an erster Stelle" gelte nicht mehr à priori. Doch jetzt gehe es darum, innere Freiheit und persönliche Wünsche nach Aussen zu tragen und zu lernen, diese zu vertreten. Gegenüber dem Chef oder der Chefin und gegenüber der eigenen Partnerin. Hier kann eine Beratung helfen.